„Wegen meines Alters hat es sich als sinnlos herausgestellt, mich nur auf Stelleninserate zu bewerben. Der direkte Kontakt war viel hilfreicher: Ich begann gezielt meine persönlichen Kontakte zu aktivieren und anzufragen: ‚Braucht ihr wen? Oder wisst ihr jemanden, der für ein Projekt Mitarbeiter sucht?‘“ Herr. S., technischer Projektleiter
Worum geht ´s?
Viele Jobsuchende kommen dank persönlicher Kontakte zu Ihrem neuen Job. So hat das Forschungsinstitut IAB in einer Umfrage unter 11.500 Firmen festgestellt,
- dass knapp ein Drittel der Einstellungen über Beziehungen – oft als "Vitamin B" bezeichnet – besetzt werden. Bei Kleinbetrieben beträgt dieser Anteil sogar 47 Prozent.
- Dem gegenüber bringen Internet-Jobbörsen Firmen und neue Mitarbeiter:innen bei 21 Prozent der Neueinstellungen zusammen.
- Elf Prozent kommen über Stellenausschreibungen auf der Homepage der Firma zustande und je zehn Prozent werden über Jobangebote in Zeitungen oder Zeitschriften besetzt sowie über Initiativbewerbungen.
- Der Anteil sozialer Medien wie Facebook, LinkedIn, Xing bei Jobbesetzungen liegt nur bei einem Prozent. Dennoch spielen online-Profile in den sozialen Medien eine wichtige Rolle, denn Personalverantwortliche und Personalberater:innen recherchieren dort nach Informationen über Personen, die sich bei ihnen beworben haben. Sprich: bewirbt man sich, dann wird man „gegoogelt“.
Aus anderen Untersuchungen weiß man, dass rund ein Drittel der Jobs gar nicht ausgeschrieben werden, sondern intern bzw. über Kontakte besetzt werden.
Auch erfolgreiche Bewerberinnen und Bewerber berichten, dass Ihnen persönliche Kontakte auf dem Weg zum neuen Job geholfen haben, indem sie
- über ihr persönliches Umfeld, z.B. durch Verwandte, Bekannte, (Ex-)Kolleginnen und Kollegen, Freundinnen und Freunde von zu besetzenden Positionen erfahren haben,
- im Zuge von Vorstellungsgesprächen einen guten persönlichen Kontakt z. B. zu Personalberater:innen aufbauen konnten, die ihnen die wirklich interessanten Jobs vermittelten,
- von Firmen, für die sie während der Ausbildungszeit in einem Praktikantum gearbeitet und wo sie einen engagierten Eindruck hinterlassen hatten, wieder kontaktiert wurden,
- gezielt Personen ansprachen, von denen sie wussten, dass diese wiederum interessante Kontakte haben,
- jedenfalls NICHT darauf gewartet haben, „entdeckt“ zu werden.
Derart hilfreiche Kontakte entstehen meistens über persönliche Netzwerke, in denen wir uns unbewusst und bewusst bewegen. Gerade wenn es um persönliche Themen wie Jobsuche oder berufliche Veränderung geht, sind wir auch noch im Zeitalter von xing und facebook auf persönliche Kontakte mit echten zwischenmenschlichen Begegnungen angewiesen - diese sind meistens stabiler, verbindlicher und auch vertraulicher.
Welche Netzwerke gibt es?
Netzwerke, in denen wir mit anderen Menschen in Beziehung stehen, können sein:
- Private Netzwerke mit Lebenspartnern und -partnerinnen, Freunden und Freudinnen, Familienmitgliedern, Verwandten, Bekannten, Nachbarn, Stammtisch-Gästen, Vereinskolleginnen und -kollegen etc.
- Berufliche Netzwerke mit(Ex-)Kolleg:innen, Kundschaft, Auftraggeber:innen, Geschäftspartner:innen, Lieferant:innen, Mitgliedern im Betriebssportverein, Teilnehmenden von Lehrgängen, Absolvent:innen von Ausbildungen etc.
- Gesellschaftliche und institutionelle Netzwerke wie Parteien, Interessensverbände, Bürgerinitiativen, Berufsvereinigungen, Elternvereine etc.
- Geschlossene Netzwerke wie private Zirkel, „Geheimbünde“, „Seilschaften“, etc.
Netzwerke können auf persönlichem Kontakt beruhen – also analog bestehen oder in digitaler Form wie LinkedIn, Xing, Facebook etc. Diese digitalen Medien spielen oft bei der Kontaktaufnahme und -pflege auch in analogen Netzwerken eine wichtige Rolle.
Wodurch zeichnen sich funktionierende persönliche Netzwerke aus?
Funktionierende Netzwerke beruhen auf wechselseitiger Beziehungsarbeit. Die Voraussetzungen dafür sind Freude am Beziehung-herstellen und Kontakte-pflegen, sowie Ausdauer, Disziplin und die Bereitschaft, Zeit dafür zu investieren.
- Sie funktionieren dann am besten, wenn sie auf Freiwilligkeit basieren und für die Beteiligten eine „Win/win-Situation“ herstellen: d.h. dass alle Beteiligten einen Nutzen erzielen können. Man stellt z.B. Wissen, Informationen, Unterstützungsleistungen etc. zur Verfügung und kann im Gegenzug davon ausgehen, dass man selbst bei Bedarf auch Wissen, Informationen, Unterstützungsleistungen etc. aus dem Netzwerk erhält.
- Netzwerken ist daher oft eine Investition in die Zukunft , d.h. man erbringt eine Vorleistung, mit der man zuerst „investiert“, sich einbringt und Wissen teilt, um dann später einmal profitieren zu können.
- Wenn aktives Netzwerken mit Freunderlwirtschaft gleichgesetzt wird, greift das sicher zu kurz. Denn wir alle sind Mitglieder von Netzwerken – bewusst oder unbewusst. Und ein gängiges Sprichwort lautet nicht zu Unrecht: „Beziehungen schaden nur dem, der keine hat“.
Warum sind persönliche Kontakte und Netzwerke wichtig für mich?
Vorweg eine Ent-Täuschung: Das Netzwerk allein wird Ihnen höchstwahrscheinlich noch keinen passenden Arbeitsplatz beschaffen. Aber es kann Ihnen auf dem Weg zum neuen Job helfen, indem Sie gezieltes Netzwerken als Teil Ihrer Erfolgsstrategie erkennen. Folgende Vorteile können sich dadurch für Sie ergeben:
- Sie bekommen aus erster Hand Informationen über zu besetzende Stellen , ohne dass es zigtausend andere Jobsuchende über öffentliche Stelleninserate, Jobplattformen, Zeitungen etc. erfahren,
- Sie erhalten Brancheninformationen, Hintergrundinfos zu Firmen und deren Nachfrage nach Arbeitskräften etc.
- Sie gewinnen neue persönliche Kontakte, von denen jeder wieder eine Verbindung zu neuen Informationsquellen sein kann,
- Sie erhalten neue Ideen und Anregungen für Ihre Jobsuche und Bewerbungsstrategie,
- Sie haben die Möglichkeit, sich mit Ihren Erfahrungen und Kompetenzen in Erinnerung zu rufen oder bekannt zu machen,
- Sie bauen persönliches Vertrauen auf und werden weiter empfohlen.
Wie gehe ich konkret vor?
Viele Menschen glauben, dass Sie über kein Netzwerk verfügen. Das liegt vor allem daran, dass ihnen noch gar nicht bewusst geworden ist, in welchen Netzwerken sie sich bewegen. Beginnen Sie daher mit Ihrer persönlichen Netzwerkanalyse, Sie werden staunen, wie viele Kontaktmöglichkeiten sich dadurch ergeben. Das Arbeitsblatt zur persönlichen Netzwerkanalyse, das Sie downloaden können, wird Ihnen dabei helfen:
- Machen Sie zur Einstimmung eine Ideensammlung: In welchen Netzwerken bin ich derzeit? Als Anregung können Sie auch die bereits oben genannten Beispiele heranziehen!
- Schritt 1: Starten Sie jetzt mit dem Arbeitsblatt: Nehmen Sie für jedes Ihrer Netzwerke ein eigenes Blatt und listen Sie Kontaktpersonen auf: Wer ist Teil dieses Netzwerks? Wer davon könnte mir helfen?
- Schritt 2: Pro Person: Weiß er/sie über meine beruflichen Ziele und Pläne Bescheid?
- Schritt 3: Pro Person: Welche Informationen und Unterstützung möchte ich von ihm/ihr erhalten?
- Schritt 4: Pro Person: bei welcher Gelegenheit bzw. auf welche Weise kann ich ihn/sie kontaktieren?
- Schritt 5: Wann genau werde ich das tun?
Als Download-Dokument finden Sie auch ein Beispiel, wie Sie dabei vorgehen können.
Darüber hinaus kann es sich lohnen zu versuchen, neue Netzwerke zu erschließen. Vorab gilt es zu überlegen:
1. An welchen neuen Netzwerken möchte ich teilnehmen? Hilfreich kann sein, im Internet zu recherchieren z.B. nach branchenspezifischen Netzwerken, die mit ihrem Berufsziel zu tun haben, wie Verbände, aber auch Messen und Veranstaltungen, denn diese sind leichter zugänglich als „Geheimzirkel“
2. Welchen Nutzen erwarte ich mir davon?
3. Wie komme ich in diese Netzwerke bzw. wer könnte mir beim Zugang in eher geschlossene Netzwerke helfen?
4. Welche konkreten ersten Schritte unternehme ich wann?
ARBEITSBLATT: Persönliche Netzwerkanalyse
ARBEITSBLATT: Netzwerkanalyse
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